Jedes Handwerk und jedes Lebensalter hat seine eigenen Rituale, um die Götter und Geister milde zu stimmen. Mittler sind nur bei den größten und wichtigsten Zeremonien zwingend nötig.
Hier einige Beispiele:
- Mitglieder eines Haushalts begrüßen sich, indem sie kurz ihre Stirn aneinander lehnen.
- Respektspersonen werden begrüßt, indem man eine Hand ballt und mit der anderen umschließt und sich dann mit dem Oberkörper verbeugt.
- Alpträume müssen beim Erwachen erzählt werden, wenn man nicht will, dass sie wahr werden.
- Das Ausgießen eines Getränkes als Opfer an die Götter in ein Gewässer, um ein Vorzeichen, einen bedeutsamen Traum oder eine Vision von den Göttern zu erbitten.
- Kinder und Erwachsene lernen oft Gedichte oder Sprüche auswendig, die wie Mantras wiederholt werden und wichtige Botschaften und Warnungen beinhalten; diese heißen Herzgedichte und werden in Gefahrensituationen, bei Bedarf oder wenn sie sich bewahrheiten rezitiert und zu Atun vorgetragen.
- Wer ein schwerwiegendes Geheimnis mit sich trägt und sein Gewissen erleichtern will, kann dies bei Mittlern tun, die in solchen Dingen zur Verschwiegenheit verpflichtet sind. Hierbei wird die Göttin Buliz beschworen, da die Wahrheit wie von einem Blitz zwischen den beiden erhellt wird und dann in Dunkelheit versinkt.
- Das Herzblut von Feinden hat besondere Kraft, wenn man die Gunst der Huadh erbitten will.
- Wenn eine Frau ihre Blutung hat, sagt man „sie hat die Huadh zu Besuch“.
- Bevor ein alkoholisches Getränk herumgereicht oder getrunken wird, ist das Getränk für die Götter zum Himmel zu heben und ihnen mit einem Spruch ein Opfer zu widmen.
- Unter einer Mistel Hindurchgehen bringt Glück.
- Schlechten Omen kann man entgegenwirken, indem man den Eidring berührt.
- Wenn man einen Schwur mit jemandem teilt, kann man das Schwurzeichen berühren, und das nächste, was passiert, ist ein Hinweis darauf, in welcher Lage sich die-/derjenige, dem man den Schwur geleistet hat, gerade befindet – selbst, wenn der oder die andere nicht in der Nähe ist.
- Über eine Schwelle soll man den rechten Fuß nehmen, um Glück mit hereinzubringen.
- Wasserverschwendung erzürnt Ibbi. Muss man schmutziges Wasser wegkippen, so sollte man es laut tun, das Plätschern erfreut die Göttin wieder.
- Tränen verringern die Überlebensaussichten eines Kranken, wenn sie auf ihn fallen.
- Wenn man vor einer Schlacht oder zur Heilung gesegnet wurde, ist man den Göttern hinterher zu einem Opfer verpflichtet.
Bei einer Geburt darf eine Frau nichts Gebundenes oder Geflochtenes an sich haben. Kinder, die ohne fremde Hilfe entbunden werden, sind hinterher stärker. - Bei der Jagd fertigt man am besten ein Abbild der gewünschten Beute an und hinterlässt es an einem Ort, wo die Götter es gut sehen können. Manche Krieger halten es auch mit Feinden so.
- Aufgehängte Kräuterbündel nahe dem Eingang einer Halle oder eines Zeltes schützen die Schläfer vor Feinden.
- Nach der erfolgreichen Jagd wird der Geist des getöteten Tiers durch ein Gebet besänftigt und in die Anderswelt gesendet, sodass er wiedergeboren werden kann. Manche Krieger halten es auch mit ihren Feinden so.