LARP-Erfahrungsbericht: Betty

Im dritten Erfahrungsbericht kommt Betty zu Wort, die beim Anfänger-LARP "Kornwurm" das erste Mal gespielt hat. Ganz anders als Betty ist ihr Charakter Hilwyn aggressiv und schwierig, und hat als Kind andere Kinder gebissen. Daher sein Beiname: Der Menschenfresser.

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Selbstbehauptungskurs: Menschenfresser im Museumsdorf

Ich bin Betty aus Unterfranken und ich bin einer der Freunde, die Gabriel für‘s Larpen begeistern konnte. Im Wintruz Setting bespiele ich "Hilwyn Skrawinaskind“ oder auch "die Wilde" oder "der Menschenfresser" aus dem Stamm Galdra.
Ich spiele schon seit Jahren Pen & Paper Rollenspiele und hatte irgendwann mal in einer Zeitschrift von LARP gelesen, hatte aber wenig Vorstellungen davon. Als kompletter Anfänger war ich natürlich zuerst überfordert, aber die Orga ist total verständnisvoll, kümmert sich liebevoll um die Neulinge und sind immer bereit Fragen zu beantworten.
Nachdem ich den Leitfaden gelesen hatte, hatte ich schon eine grobe Vorstellung was für einen Charakter ich spielen möchte. Die richtige Charaktererstellung passiert mit der Orga zusammen. Dabei werden deine eigenen Vorstellungen total berücksichtigt, weil der Fokus darauf liegt, das du einen Charakter spielst, der dich selbst begeistert. Das individuelle Briefing, das man vor der Con bekommt ist detailliert: Man bekommt ein richtiges Feeling für die Welt, in der dein Charakter lebt, und ich habe mich bis jetzt immer gut vorbereitet gefühlt.
Du wirst auch nie ganz "allein gelassen". Viele Charaktere kennt man auf den ein oder anderen Weg im Spiel: Dein Charakter hat Familie, Freunde und vielleicht auch Feinde. Du hast immer irgendwelche Bezugspersonen.
Und immer irgendwas zu tun! Im Briefing kriegst du eigentlich immer irgendwelche Aufgaben mit, zum Beispiel "finde heraus was diese Rune bedeutet" oder "stelle diesen Charakter zur Rede". In meiner Erfahrung generiert sich das Spiel dadurch so viel Spiel, das man die ganze Con über beschäftigt ist.
Auf dem „Kornwurm“ und der „Lichterwende“ gab es donnerstags und freitags Workshops, die uns Hilfestellungen für die Con gegeben haben. Zum Beispiel gab es eine Einführung zum Kämpfen mit LARP-Waffen oder auch Übungen zu verschiedenen Rollenspiel-Techniken. Bei Hibernia wird stark darauf geachtet, dass sich jeder wirklich wohl fühlt. Du kannst beispielsweise deine Outtime-Bedürfnisse durch "wirklich, wirklich" im Spiel rüberbringen. Wenn du gerade "wirklich wirklich" aus Outtime-Gründen eine Szene verlassen willst (du musst auf Toilette, du hast Spüldienst, du willst deine Ruhe) oder ein Witz über dich "wirklich, wirklich" nicht OK war, dann ist die Situation für deinen Gegenüber klar. Du kannst außerdem über Handzeichen kontrollieren, wie sehr eine Szene eskaliert oder deeskaliert wird. Mit Daumen hoch kannst du einen Konflikt weiter hochschaukeln und bei einem Daumen runter weiß dein Gegenüber, dass es dir gerade zu viel wird. Die Handzeichen wurden bis jetzt immer vor der Con nochmal durchgesprochen, das heißt, jeder weiß genau was sie bedeutet und es wird sich soweit ich weiß auch immer darangehalten.
Ich würde mich selbst eher als schüchtern bezeichnen. Es fällt mir ziemlich schwer, auf andere zuzugehen und bin generell eher introvertiert und komme nur vor Freunden wirklich aus mir raus. Mit Hilwyn wollte ich aber mit Absicht eine:n Kämpfer:in spielen, welche:r kein Problem damit hat sich mit anderen streiten und einfach etwas lauter zu sein. Und im Großen und Ganzen hat das auch funktioniert. Hilwyn ist zwar in der Praxis immer noch konfliktscheuer und weniger aufbrausend als in seiner Hintergrundgeschichte, aber ich hab trotzdem das Gefühl, dass ich durch diese Rolle viel Selbstbewusstsein bekommen habe. Vor allem durch das Kämpfen.
Ich hatte schon auf der ersten, aber vor allem auf meiner zweiten Con das Gefühl von Freunden umgeben zu sein. Ich habe so viele liebe und interessante Leute über Wintruz kennengelernt, mit denen ich auch außerhalb des Spiels super gern Zeit verbringe. Ich bin zu einigen neuen Hobbies gekommen und die Zeit zwischen den Cons verbringe ich mit Basteln für die nächste.
Ein großes Plus für mich als queere Person ist, dass das World building so inklusiv ist. Da dein Kind nicht dein Leibliches sein muss, sondern einfach nur von dir den Namen erhalten haben muss, sind gleichgeschlechtliche Paare nichts Außergewöhnliches, wie zum Beispiel das Power Couple Tafrid und Ludvic, die Alcmona anführen. Nichtbinäre und gender-nonkonforme Menschen sind auch nichts Ungewöhnliches, da eine der Gottheiten, Twidernaz, auch nicht Mann und/oder Frau ist.
Durch das Konzept von Nehmern und Gebern sind die Führungspositionen auch nicht mit den typischen Kriegerkönigen besetzt - auch Menschen, die vielleicht keine Lust haben, sich an die Spitze zu kämpfen, können eine:n Anführer:in spielen.
Wenn ihr euch in einem sicheren Umfeld etwas trauen wollt und versuchen wollt, aus eurer Komfortzone zu kommen, wenn ihr neue Leute kennenlernen wollt und wenn ihr gerne Quality Time in der Natur verbringt, kann ich euch nur empfehlen, bei Wintruz mitzumachen. Und falls es euch allein nicht ganz geheuer ist, kann ich aus Erfahrung wirklich nur raten: Bringt Freunde mit!
Und falls euch das Setting doch nicht ganz so zusagt, Hibernia macht nicht nur Wintruz Cons. Zum Beispiel ist grade auch ein Western-LARP für nächstes Jahr in der Planung.

Vielleicht sehen wir uns ja bald auf Con! 🙂

Wintruz - Lichterwende 2024 / Photo: Hibernia e.V.
Betty beim Waffentraining auf Wintruz - Lichterwende 2024 / Photo: Hibernia e.V.

Bettys Erlebnisse sind nur ein Beispiel für die unvergesslichen Momente, die bei unseren Veranstaltungen auf euch warten. Fühlst du dich inspiriert, selbst Teil unserer Geschichten zu werden? Erfahre mehr über unsere Events und wie du teilnehmen kannst:

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