Hochzeiten sind meist arrangiert. Die Wahl von Ehepartnern ist eine Angelegenheit, in die sich die gesamte Sippe einbringt, zum Leid und zum Wohl des zukünftigen Bräutigams oder der Braut. Das gilt insbesondere bei hohem Status, zum Beispiel beim Sohn einer Geberin oder einer wohlhabenden älteren Handwerkerin. Eine standesgemäße Heirat ist wichtig für den Haushalt und wird als Angelegenheit des Stammes verstanden. Liebe kann eine Rolle spielen, muss dies aber nicht; die Sippe achtet jedoch darauf, dass die Partner gut zusammenpassen, einander ausgleichen und einen ähnlichen sozialen Status haben. Ehepartner sind häufig Mann und Frau, aber das ist nicht immer so; die Sexualität des Bräutigams bzw. der Braut ist hier ausschlaggebend. (Da die Namensgeber eines Kindes als die Eltern gelten, sind die biologischen Erzeuger zweitrangig.) Kann die Sippe sich nicht einigen, oder es wird kein geeigneter Partner oder Partnerin gefunden, wird oft ein Wettkampf ausgerufen, zu dem potentielle Partner:innen kommen können, um die Hand des Ausrufenden zu erringen – die Hochzeit folgt ad hoc.
Zurückgewiesene werden sehr freundlich behandelt. Es wird kommuniziert, dass die Ehe eine Vorhersehung war, um Eifersucht vorzubeugen.
Eine Heirat wird normalerweise am Ufer eines Gewässers eingegangen, damit die Göttin Ibbi die Spiegelung der Vermählten im Wasser sehen kann. Die Partner tauschen unter Aufsicht der Geberinnen Ehegelübde aus: Typische Eheschwüre beinhalten gemeinsam zu leben, das Schicksal zu teilen und Kindern nur gemeinsam einen Namen zu geben. Beide Partner tragen fortan ein gemeinsames Zeichen ihres Eheschwurs, oftmals eine Narbe von einem einzigen Schnitt an beiden. Deswegen sagt man in Wintruz auch „eine Narbe teilen“ für „unzertrennlich sein“.
Bei Unsicherheiten wird oft erst einmal eine Heirat auf Jahr und Tag oder für drei Jahre eingegangen und nicht für das ganze Leben. Und selbst eine Ehe für das ganze Leben kann geschieden werden. Hierzu müssen die beiden Geber der betreffenden Sippen übereinkommen, und ein Mittler muss die Entscheidung gutheißen und die Bedingungen nennen.
Wenn ein Ehepartner stirbt und es im Haushalt kleine Kinder oder viel Arbeit gibt, so wird eine rasche Wiederheirat angestrebt. Ebenfalls üblich ist Schwagerehe, bei der der Bruder oder die Schwester eines verstorbenen Ehepartners seinen oder ihren Platz fortan einnehmen.
Ehen über Stammesgrenzen hinweg sind üblich, aber die Geber müssen sich einigen, zu welchem Stamm das Paar fortan gehört – und oft wird ein Preis zum Ausgleich an die andere Sippe bezahlt.
Da Ehen so oft arrangiert sind, sind Seitensprünge nicht selten. Wie darauf reagiert wird, hängt in hohem Maße von der Ehe und der Stammesherkunft der Eheleute ab. Manche Paare führen eine offene Ehe, aber es gibt auch Legenden vom tragischen Ende heimlicher Liebschaften und großer Eifersucht.