LARP-Erfahrungsbericht: Christa
Christa berichtet von ihrem allerersten LARP-Erlebnis bei „Wintruz: Die letzte Zuflucht“. Als stille Einsteigerin findet sie über eine Rolle, die ihr passt, näht mit anderen Anfänger:innen Kleidung und erlebt gleich auf ihrem ersten LARP einen unvergesslichen Moment.

Meine ersten Schritte im LARP – ein Erlebnis in Wintruz
Ich bin Christa (36) und komme aus dem wunderschönen Bayern. Vor kurzem habe ich meine ersten Schritte in die faszinierende Welt des LARPs gewagt. Ich spiele seit einiger Zeit Pen & Paper und habe mich von Freunden dazu überzeugen lassen, es auch mal mit LARP zu versuchen. Als ich dann entdeckte, dass es nicht nur eine Veranstaltung speziell für Einsteiger gab, sondern dass der Ort der Veranstaltung sogar den gleichen Namen trägt wie mein Mädchenname, war die Entscheidung gefallen und ich habe mich für „Wintruz – Die letzte Zuflucht“ im Mai 2025 angemeldet.
Obwohl ich blutige Anfängerin bin, begleitet mich die Faszination für das Mittelalter und Magie schon mein ganzes Leben. Heute ist alles voller Reizüberflutung; überall gibt es Medien, Bilder und Informationen. Deshalb finde ich das Mittelalter so spannend. Damals war das Leben ganz anders: langsamer, ruhiger und mit anderen Schwerpunkten. Die Menschen lebten einfacher, aber oft auch näher zusammen. Mich interessiert besonders der Schwertkampf – ich finde es großartig, wie viel Übung und Können dahintersteckt. Auch die alten Bauwerke und das Leben ohne Technik finde ich sehr faszinierend. Und dann ist da noch die Magie – ich liebe sie, weil man damit mit Fantasie Dinge erschaffen kann, die es in der echten Welt nicht gibt. In der Welt von Wintruz vereinen sich genau diese beiden Elemente – und das hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Als eher schüchterne Person hatte ich anfangs Zweifel, ob ich meiner Rolle wirklich gerecht werden kann. Doch die Spielleitungen (SL) haben mir diese Sorge auf wunderbare Weise genommen. Schon im ersten Gespräch per Videotelefonie besprachen wir, welche Vorstellungen ich von meinem Charakter habe. Dabei ging es auch darum, was mir leichtfällt und worin ich mich vielleicht noch unsicher fühle. Die Spielleitungen entwarfen dann eine Figur, die gut zu mir passte – der Charakter ließ mir den Raum, ganz ich selbst zu bleiben, und bot mir gleichzeitig die Möglichkeit, mich spielerisch weiterzuentwickeln. So wurde ich ein Teil der Taris. Dieses Volk passt besonders gut zu ruhigeren Menschen, denn ein Taris denkt erst nach, bevor er handelt oder antwortet. Ich bekam eine Rolle, in der ich viel beobachten und zuhören durfte – ich war eine Spionin. Aber eine, die auf der Seite der Guten stand. In dieser Rolle konnte ich selbst entscheiden, ob ich im Hintergrund bleiben oder auch mal in den Mittelpunkt treten wollte. Für mich war es die perfekte Möglichkeit, um erste Erfahrungen im LARP zu sammeln – ganz ohne Druck, aber mit viel Möglichkeiten.
Was mir im Vorfeld auch geholfen hat – gerade, wenn man, wie ich, eher zurückhaltend ist – waren nicht nur Videotelefonate mit der SL, sondern mit anderen Spielern. So konnten wir bereits vorab Beziehungen unserer Charaktere besprechen und kleine gemeinsame Geschichten spinnen. Das erleichterte mir später den Einstieg ins Spiel enorm. Wie alle Teilnehmer bekam auch ich ein Briefing mit allen wichtigen Infos und auch ein extra Dokument mit allgemeinen Informationen, die alle Bewohner von Steinrode wissen sollten. Dazu gehörte zum Beispiel Informationen wie: Wie stehe ich zu den Fernen? Welche Erlebnisse hat mein Charakter in der Vergangenheit erlebt? Welche Wesen gibt es? Was ist mein Auftrag in Steinrode, und wer hat mich geschickt? Diese Infos halfen mir dabei, mich besser ins Spiel einzufinden und die Geschichte, wenn ich mochte, aktiv mitzugestalten. Anfangs war es für mich schwer, mir alles zu merken – besonders die Namen, die sich manchmal sehr ähneln. Aber vielleicht liegt das auch einfach daran, dass ich mir Namen grundsätzlich schwer merken kann.
Natürlich wollte ich für dieses besondere Abenteuer auch passende Kleidung. Ich bekam von der SL und der Community großartige Unterstützung dabei, ein stimmiges Outfit für meinen Charakter zu finden. Zwar hätte ich mir die Kleidung kaufen können – doch es hat mir viel mehr Freude gemacht, mein Kostüm selbst zu gestalten. Mit meinen bescheidenen Schneiderkünsten konnte ich meinem Taris-Charakter „Amadra“ eine persönliche Note verleihen und besonders schön war es, gemeinsam mit anderen an Gewandungen zu basteln, und auch dabei ins Gespräch zu kommen.
Eine weitere großartige Hilfe war auch die Tafel im Out-Time-Bereich (in der Nähe der Toiletten), an der man Spielwünsche aushängen oder sich von anderen inspirieren lassen konnte. Das hat mir viele Ideen geliefert, wie ich ins Spiel kommen und mich einbringen konnte.
Vor Spielbeginn hatten wir außerdem mehrere Workshops. Dort wurden wichtige Grundlagen vermittelt: Etwa, wie man mit Handzeichen kommuniziert, ob im Spiel gerade alles in Ordnung ist, oder wie man signalisiert, dass man eine Pause braucht. Besonders gut gefallen haben mir die Kampfübungen – sie waren spannend und auch eine gute Gelegenheit, Berührungsängste abzubauen! Und nach den Workshops ging es dann endlich mit dem Spiel los:
Die Emotionen, die man beim LARP erlebt, sind unglaublich intensiv – viel stärker als beim Pen & Paper. Schon in der ersten halben Stunde saß ich in einer Ecke und weinte über das Opfer, das unserer Geberin gemacht hatte. Die Szene war so kraftvoll dargestellt, dass ich sofort im Spiel versunken war. Auch Gefühle wie Angst oder Unsicherheit begleiteten mich – nicht aus Unsicherheit in meiner Rolle, sondern wegen der Entscheidungen, die mein Charakter treffen musste, ohne einen Eid zu brechen.
Mein persönliches Highlight beim Einsteiger-LARP „Wintruz: Die letzte Zuflucht“ war der Moment, als ich im „Stammhaus“ Das Lied des Herdfeuers gesungen habe. Zitternd vor Aufregung begann ich zu singen – Und die anderen stimmten ein, summten die Melodie, stampften im Rhythmus mit den Füßen oder klopften auf den Tisch. Die Stimmung stieg, ich bekam eine Gänsehaut und Tränen traten mir in die Augen. Ein Moment voller Tiefe und Gemeinschaft!
Nun liegt dieses wunderbare Wochenende hinter mir – voller Geschichten, Emotionen und unvergesslicher Eindrücke. Doch eines ist für mich klar: Das war erst der Anfang. Ich freue mich schon jetzt auf all die neuen Abenteuer, die ich in Wintruz noch erleben und auch selbst mitgestalten darf!

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